In Gravenhorst, einem Ortsteil von Hörstel in Nordrhein-Westfalen, entsteht derzeit eine moderne Anlage zur Grubenwasseraufbereitung. Ein wichtiger Meilenstein im Projektverlauf wurde nun erreicht: die mechanische Fertigstellung.
Der Hochbau, die Ingenieurbauwerke sowie die Installation aller zentralen Komponenten sollen bis Ende August 2025 erfolgreich abgeschlossen werden. Dazu zählen die Aggregate, Chemiebehälter, Pumpen, Messstellen sowie die komplette Maschinen- und EMSR-Technik (Elektro-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik). Die Fertigstellung der technische Gebäudeausrüstung – inklusive Brandmeldeanlagen, Beleuchtung, Sicherheits-beleuchtung, Lüftung und Sanitärinstallationen. – erfolgt in den nächsten Wochen.
Grubenwasseraufbereitung an ehemaligem Bergwerksstandort
Die Grubenwasseraufbereitungsanlage ist eine technische Einrichtung zur Aufbereitung von Grubenwasser aus ehemaligen Bergwerken. Ziel ist es, das belastete Wasser aufzubereiten und anschließend in ein natürliches Gewässer einzuleiten. Am Standort Ibbenbüren – dem nördlichsten Steinkohlenbergwerk Deutschlands – wurde bis 2018 Steinkohle gefördert. Mit der Stilllegung des Bergwerks der RAG Aktiengesellschaft begann die Planung des Rückbaus und der Maßnahmen zur langfristigen Wasserhaltung. Für die Errichtung der notwendigen Aufbereitungsanlage wurde das Dresdner Unternehmen Umwelt- und Ingenieurtechnik GmbH Dresden (UIT) mit der Planung und Umsetzung beauftragt.
Funktionsüberprüfungen und Inbetriebnahme können beginnen
Im Sommer beginnen nun die Funktionstests sowie die Inbetriebnahme der Anlage – zunächst im trockenen und anschließend im nassen Zustand. Für den Probebetrieb wird zunächst Grubenwasser aus dem sogenannten Westfeld des ehemaligen Bergwerks genutzt. Nach erfolgreichem Abschluss dieser Erprobungsphase wird die Anlage in den regulären Dauerbetrieb überführt. Sie leistet damit einen wichtigen Beitrag zum nachhaltigen Umgang mit dem Grubenwasser in Gravenhorst als auch zum Schutz der umliegenden Gewässer.
Komplexer Aufbereitungsprozess in mehreren Stufen
Die Aufbereitung des Grubenwassers erfolgt in mehreren aufeinanderfolgenden Verfahrensschritten. Über einen rund 7,4 km langen Tunnel wird das Wasser zunächst in die Anlage geleitet und erreicht dort als erstes das Pumpenhaus.
In diesem wird es mittels Rechenanlage grob gereinigt und dann durch Pumpen der ersten Behandlungsstufe, dem Neutralisationsbecken zugeführt. Dort wird mithilfe von Kalkmilch Sulfat ausgefällt und durch Belüftung das im Wasser enthaltene Eisen oxidiert. Das vorbehandelte Wasser fließt dann in Richtung der Eindicker, wo in der Sedimentationsstufe die Feststoffe vom Wasser getrennt werden.
Die sedimentierten Feststoffe werden aus den Eindickern abgepumpt und in die Deponieteiche zugeführt, solange Kapazitäten vorhanden sind. Wenn dieser Weg nicht mehr möglich ist, wird auf dem Baufeld eine bereits geplante Schlammbehandlungshalle errichtet, in der der Dünnschlamm entwässert und danach entsorgt werden kann.
Das vorbehandelte Wasser durchläuft anschließend das Nachsedimentationsbecken, welches in zwei Felder unterteilt ist. Durch die längere Verweildauer können sich hier weitere Feststoffe absetzen. Das Wasser gelangt danach in die Entmanganungsstufe und das Ablaufbecken. Dort erfolgen weitere Aufbereitungsschritte sowie eine Anpassung des pH-Werts. Erst nach dieser finalen Behandlung wird das aufbereitete Grubenwasser kontrolliert und umweltgerecht in den natürlichen Wasserkreislauf eingeleitet.
Erfahrener Dresdner Anlagenplaner/-bauer setzt Großprojekt um
Mit der Errichtung der Anlage wurde der Dresdner Anlagenplaner/-bauer Umwelt- und Ingenieurtechnik GmbH Dresden beauftragt. Das Unternehmen ist bereits seit seiner Gründung im Jahr 1990 im Anlagenbau tätig und hat umfangreiche Erfahrung bei der Planung und Errichtung von Grubenwasseraufbereitungsanlagen, chemisch-physikalischen Behandlungsanlagen sowie Biogastestanlagen und Pilotanlagen.
Im Rahmen dieses Projekts übernahm die Umwelt- und Ingenieurtechnik GmbH Dresden (UIT) zunächst die Machbarkeitsuntersuchungen und die konzeptionelle Vorbetrachtung. Darauf aufbauend folgten die GU-Anlagenplanung, die 3D-Konstruktion sowie die Koordinierung und Überwachung der Errichtung der Anlage – ebenfalls durch die UIT. Dabei koordinierte das Unternehmen sämtliche am Bau beteiligten Gewerke und Partnerfirmen. Die UIT ist Teil der General Atomics Europe Gruppe, die auch im Projektmanagement und in der organisatorischen Umsetzung aktiv eingebunden war.